Freelancer-Schweiz-News 06/2016
Grüezi liebe Leserinnen und Leser,
oft werden Freelancer mit Abweisungen oder Absagen in ihrem täglichen Berufsleben konfrontiert. Viele sehen darin eine persönliche Abweisung und lassen den Kopf hängen. Wir geben Ihnen ein paar Tipps, wie Sie mit Absagen umgehen.
Ihr öffentliches Profil bei Freelancer-Schweiz ist Ihr Schaufenster bei der potentiellen Akquise von möglichen neuen Kunden. Dazu gehört auch, eine möglichst hohe Bewertung zu haben. Wir sagen Ihnen, wovon die Bewertung abhängt.
Unser Gastautor, Johannes Maib, erzählt von seinen Erfahrungen mit der Kapitalwanderung nach Liechtenstein und in unserem Freelancerwitz am Schluss geht es dieses Mal um einen Unternehmensberater, der den Teufel um Hilfe bei der Kundenakquise bittet.
Ich wünsche Ihnen auch diesmal viel Spass beim Lesen und wie immer gute Geschäfte!
Ihr Amor Dhaouadi
Wie gehe ich mit Absagen um?
Jeder Freelancer ist zwangsweise auch ein Vertriebsmann, der jeden Tag seine Dienstleistungen vermarktet, um neue Kunden zu gewinnen und schlussendlich mehr Umsatz zu generieren.
Ein wichtiger Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg meiner Bemühungen entscheidet, ist, wie ich als Verkäufer mit Absagen seitens meiner Kunden umgehe. Viele Freelancer nehmen Absagen ihrer Kunden zu persönlich und empfinden dies als eine Absage gegen ihre Person. Dies kann schmerzhaft sein und führt zu schlechter Laune, beruflicher Demotivation und letztendes zu weniger Umsatz.
Tom Hopkins ist ein renommierter Vertriebs- und Motivationstrainer; Er hat über dieses Thema viele Bücher geschrieben und Vorträge gehalten. Er rät dazu, unsere Einstellungen zu Abweisungen und Fehlern zu ändern, um Stress zu vermeiden und erfolgreich zu sein.
Wir sollten Abweisungen und Fehler nicht als solche betrachten, sondern als Lernerfahrungen, die wir als Freelancer brauchen, um besser zu werden. Wer schon mal bei grossen Firmen gearbeitet hat, weiss all zu gut, was es bedeutet, wenn komplette Neuentwicklungen von neuen Produkten scheitern. Es gibt eine allgemeine Faustformel in der Entwicklung, die besagt: "Von 100 neuen Produktideen schaffen es nur drei Ideen zur Marktreife. Von den drei marktreifen Produkten ist vielleicht nur eins ein richtiger Blockbuster". Viel anders ist es auch nicht beim Freelancer. Bis wir einen Auftrag ans Land ziehen, müssen wir viele Versuche unternehmen, und bei jedem Versuch lernen wir, ein Stückchen besser zu werden.
Wir müssen als Freelancer lernen, Fehler oder Abweisungen bzw. Absagen als eine Möglichkeit zu sehen, uns weiter zu verbessern und zu entwickeln. Und beim nächsten Mal, wenn Sie trotz vieler Anstrengungen, stundenlangen Kundenmeetings und Präsentationen, es nicht schaffen, einen Auftrag ans Land zu ziehen, sehen Sie das nicht als Fehler; Vergessen Sie nicht, Sie hatten die Möglichkeit gehabt, sich oder Ihr Produkt/Dienstleistung zu präsentieren. Sie werden auch ein Tick klüger, wenn Sie hier und da etwas an Ihrer Schlagfertigkeit verbessern können.
Wie verbessere ich meine Bewertung auf Freelancer-Schweiz?
Bei der Anzeige der Freelancerprofile wird eine Bewertung (maximal drei gelbe Sternchen) angezeigt. Basis hierfür ist die Zahl positiver Nachfragerrückmeldungen sowie das Geschäftsgebaren des Freelancers gegenüber Freelancer-Schweiz (Reaktionsgeschwindigkeit, Zahlungsmoral, ...).
Während die meisten Freelancer eine Bewertung mit zwei Sternchen haben, ist die Top-Bewertung mit drei Sternchen nur den besten 15 Prozent vorbehalten. Die Sternchenbewertung wird ständig neu berechnet, so dass diese stets den aktuellen Bewertungsstand wiederspiegelt.
Gastartikel von Unternehmensberater Johannes Maib: Über Geld spricht man nicht in Liechtenstein!
Kürzlich erreichte mich eine unerwartete Ehre. Seine Durchlaucht Prinz Philipp Fürst von und zu Liechtenstein lud mich auf Schloss Freudenfels in der Schweiz ein. Auf dem "17. Management Review Meeting" stellte er die Anlagestrategien seiner LGT Bank und seiner fürstlichen Vermögensverwaltung vor.
Der Fürst ist kein armer Mann. Ihm und seiner Familie gehören, wie wir erfahren, knapp zwei Milliarden eigenes Geld und neun Milliarden anderer reicher Leute, die er und seine "Manager" weltweit anlegen. Dazu dutzende Schlösser und Residenzen und eine unschätzbare Kunstsammlung, die seine Familie durch die Jahrhunderte und die Enteignungen nach dem Krieg gerettet haben und um die sich die Museen weltweit reissen.
Empfang in der Kartause Ittingen. Nach und nach finden sich rund 40 weitere Gäste des Fürsten ein. Verkostung der Produkte des Musterguts (5 Sterne!), danach Dinner mit Tafelmusik von drei Wunderkindern (kein Witz!) an der Geige und am Klavier. An unserem Tisch ein Unternehmer, der seinen Elektroteilegrosshandel an Schweden verkauft und sich ein Boot an der Ostsee zugelegt hat. Ein anderer hatte sein Softwareunternehmen verkauft und freundet sich zögernd mit seiner neuen S-Klasse an. Erfolgreiche, mittelständische Unternehmer, die nach dem Verkauf Anlagebedarf erwarten lassen. Auch wenn ich nicht dazu gehöre, interessant sind diese Menschen allemal. Ihre Geschäftsidee, wenn man es überhaupt so nennen möchte, ist eher eine Mischung aus Zufall und Chance. Es sind ihre ansteckende, unermüdliche Energie und der Ehrgeiz, besser zu sein als die Grosskonzerne, die diese Unternehmer antreibt.
Im deutschen Mittelstand verkauft man sein Unternehmen, wenn man alt ist und die Kinder es nicht übernehmen wollen. In der "new economy" verkauft man sein Unternehmen, wenn die aus Zukunftsfantasien aufgeblasene Bewertung hoch genug ist und man lieber was Neues gründet, als weiter Knecht der Investoren zu sein. Der Umgang mit Vermögen, mit weltweiten Anlagestrategien, mit volkswirtschaftlichen Szenarien, das ist nicht das Ding handfester Unternehmer. Da schlägt dann die Stunde der Hirnies, die Riege der fürstlichen Anlageexperten.
Charts, fürstliche Strategien, Illiquiditätsprämien im PE-Portfolio, Solvency II und Insurance-Linked-Securities lässt man geduldig über sich ergehen. Da wachen einige auf: Anlagen mit Versicherungsschutz? Nein. Anlagen als Versicherer. Die Versicherungen wollen diese ganz, ganz seltenen Risiken nicht in ihren Büchern haben und geben sie mit üppigen Prämien ab. Muss man dazu nicht selbst Versicherer sein? Nein, nicht wenn man das ganze Haftungsrisiko als Kapital hinterlegt. Ach so. Sind die Versicherer nicht ausgeschlafene Profis, die nur die Risiken abgeben, die sie für unrentabel halten? Nein, auch der Fürst hat acht Leute, die sich mit diesem Geschäft auskennen.
Wenige, höfliche Fragen – die Anwesenheit Seiner Durchlaucht erlaubt keine Respektlosigkeit wie Fragen nach Performance oder Kosten. Aber wo bleiben die Fragen nach den Risiken oder Chancen der Geldschwemme der EZB? Hohe Aktienbewertungen im DAX, noch höhere in den USA, Risiken des BREXIT, Wachstumsschwäche in China – alles Themen, die den Anleger nur verunsichern. Er soll sich in den Armen des Fürsten, dessen Vermögen über die Jahrhunderte Kriege und Revolutionen überstanden hat, sicher und geborgen fühlen.
Und was mache ich jetzt als Kleinsparer, der nicht auf künftige Generationen vertraut, die ihm die Rente zahlen? Lebensversicherung, Sparpläne, Riesterrente – ein trauriges Kapitel. MLP-Versicherungsvertreter sind auf der verzweifelten Jagt nach hoffnungsvollen Berufsanfängern, die sich mit so etwas noch über den Tisch ziehen lassen. Die EZB mit ihrer Nullzinspolitik will, dass wir das Geld raushauen und damit den privaten Konsum und die Konjunktur ankurbeln. Immobilienkäufer hoffen darauf, dass Realvermögen von einer Inflation nicht aufgefressen wird und Häuser nur an Wert gewinnen können. Aktienanleger haben seit 2009 fast nur gewonnen, aber bekommen seit Jahresbeginn kalte Füsse.
Also was tun? Ich bin ein schlechter Ratgeber. Hätte ich meine Spargroschen unter die Matratze gelegt, mir wären viele Enttäuschungen erspart geblieben.
Sind Aktien nicht auch eine reale Beteiligung an einem Unternehmen? Im Prinzip ja, nur ist die Börse zu einem guten Teil ein Spielkasino mit Tricksern, Spekulanten und Falschspielern, die nur darauf warten, naive Anleger abzuzocken. Und selbst von den Börsenprofis schafft es kaum Einer von zehn, besser anzulegen als die marktbreiten Aktienindizes. Die unabhängige "Stiftung Warentest" veröffentlicht jeden Monat im "Finanztest" ihre Empfehlungen: ETFs, langfristige Anlagedisziplin, Warnungen vor hohen Renditeversprechen – alles sooo langweilig. Nur wenn man es irgendwann später braucht, das Geld, dann ist man froh, eine langweilige Strategie durchgehalten zu haben. Und dazu muss man weiss Gott kein Fürst sein.
Freiberuflerwitz des Monats: Wo ist der Haken?
Der Teufel kommt zum Berater mit dem Angebot: "Willst du endlich mal wieder einen grossen, voll fakturierten Kundenauftrag an Land ziehen?"
"Natürlich! Ich würde alles dafür tun! Was willst du dafür von mir?", antwortet der Berater begeistert. Der Teufel grinst zufrieden: "Nichts Besonderes – nur deine Seele, aber auch die Seelen all deiner Nachkommen, also deiner Kinder, deiner Enkelkinder, deiner Urenkel, deiner …" "Warte mal!", redet der Berater dazwischen. "Hier muss doch irgendwo ein Haken sein, ich verstehe aber nicht, wo?"
Falls Sie Anregungen haben oder unseren Newsletter abonnieren möchten, können Sie uns hier gerne eine Nachricht hinterlassen: